Digitalisierungsprojekte werden genutzt, um sachfremde Organisationsprobleme zu thematisieren …
Problembeschreibung
Digitalisierungsprojekte an Hochschulen sind häufig mit einem vertrackten Problem behaftet: Sie dienen dem Hochschulpersonal als ‚Bühne‘, um Organisationsprobleme zu adressieren, die aber im Digitalisierungskontext sachfremd sind. Sie entstehen nicht durch Digitalisierungsbemühungen, begegnen den Akteuren allerdings in Zuge dieser verstärkt. Dann wird Aufmerksamkeit für das eigentliche Anliegen überformt, z.B. durch emotionale Erregung über Bürokratie oder Beteiligungen an anderen Problemdiskussionen, die unabhängig von digitalen Anwendungssystemen existieren. Die eigentliche Aufgabenstellung rückt dann in den Hintergrund. In der Folge nimmt der zeitliche Aufwand zu und wird der Prozess von vielen Beteiligten als unangenehm und negativ empfunden.
Lösung
Die Hochschuldigitalisierung wird nicht nur als technischer, sondern vor allem sozialer Prozess verstanden. Dann wird deutlich, dass digitale Veränderungsprozesse ein Beteiligten- und Interessenmanagement benötigen. In der Digitalisierungspraxis hat sich die Bildung einer hochschulinternen Entwicklungs- und Steuerungsgruppe bewährt. Dieser obliegt dann auch die Aufgabe, projektfremde Themen so zu moderieren, dass diese differenziert betrachtet, bewertet und an die Stelle verschoben werden, an der dieses Thema eigentlich behandelt werden sollte (Haude/Toschläger 2017).
Lösungsbeschreibung
In ein konkretes Digitalisierungsprojekt werden Vertreter.innen aller durch den Prozess betroffenen Akteursgruppen einbezogen. Dazu sind zunächst die relevanten Akteure für das Projekt zu identifizieren. Diese können umfassen: Stellen und Abteilungen mit Fachwissen, Entscheidungsbefugnissen und/oder Kontrollfunktionen, Akteure, die das Projekt in der Praxis umsetzen, und solche, vom Einsatz möglicher Systeme betroffen sind. Die projektbezogene Entwicklungs- und Steuerungsgruppe hat die Aufgabe, die unterschiedlichen Interessen auszuloten und zu koordinieren. Das ist die Voraussetzung, um für eine möglichst breite Akzeptanz und Unterstützung des Vorhabens werben zu können. In einem Zweischritt kann sodann dem Risiko entgegengewirkt werden, dass die Auseinandersetzung mit sachfremden Problemen das eigentliche Vorhaben torpediert:
Beispiele und weiterführende Informationen
Haben Sie eigene Erfahrungen im Umgang mit spezifischen Problemsituationen der hochschulischen Organisationsgestaltung gemacht? Probleme, die in Reaktion auf die eigene Arbeit auftreten oder auch solche, die organisational immanent sind und durch die eigene Arbeit gestaltend bzw. moderierend bearbeitet werden können? Können Sie auf bewährte Lösungsansätze und Handlungsmuster zur Bearbeitung solcher Problemsituationen verweisen? Dann teilen Sie uns bitte Ihre Erfahrungen mit.
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