Geringe studentische Partizipation in Qualitätsfragen …
Problembeschreibung
Dass die Studierenden in die Qualitätssicherung und -entwicklung der Lehre einbezogen werden sollten, gilt mittlerweile als Standard. Den Qualitätsmanagement-Akteuren gelingt es jedoch häufig nicht, Studierende hinreichend für eine Mitwirkung zu gewinnen. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass studentische Partizipation vor allem eine intrinsische Motivation benötigt. Studierende für eine Beteiligung in Qualitätsfragen zu motivieren, versuchen die Hochschulen allerdings meist mit extrinsischen Anreizen. Der Grund: Anreize, die intrinsische Motive bedienen, werden bei dem Thema erst mittel- bis langfristig wirksam – die Qualitätsfragen jedoch stellen sich unmittelbar. Wenn manche Qualitätswirkung eintritt, sind die beteiligten Studierenden häufig nicht mehr an der Hochschule. Extrinsische Anreize wirken zwar kurzfristig, die so erzeugte Motivation ist allerdings nicht dauerhaft.
Lösung
Es werden parallel zueinander sowohl kurzfristig wirkende (extrinsische) als auch langfristig orientierte (intrinsische) Anreize gesetzt. Zugleich werden Maßnahmen angestoßen, die ebenso Aufmerksamkeit für Partizipationsprozesse generieren wie Vorbehalte Studierender gegenüber Partizipationsverfahren abbauen. Aus den Ergebnissen vorliegender Studierendenbefragungen lassen sich die unterschiedlichen Bedarfe und Partizipationsneigungen der Studierendenschaft ableiten. Dann können sie systematisch berücksichtigt werden, um Partizipationsangebote zu gestalten. Bei Incentivierung sind Belohnungskomponenten zielgerichtet einzusetzen, sodass Studierende bei ihren Motivationsimpulsen abgeholt werden.
Lösungsbeschreibung
Angesichts zunehmender Heterogenität der Studierendenschaft eignet sich nicht jedes Partizipationsangebot für alle gleichermaßen. Um unterschiedliche Motivationen, aber auch Hinderungsgründe berücksichtigen zu können, lohnt die Betrachtung vorliegender Befragungsdaten. Ergänzend lassen sich fehlende Informationen durch Befragungen in der Hochschule einholen. Immerhin nehmen Studierende unentwegt Belastungen, Suboptimales, Fehlzuordnungen und Konfliktbehaftetes im Studienalltag wahr. Dadurch sammeln sie (unbewusst) fortwährend organisationsrelevantes Wissen. Insofern lassen sich die Studierenden als lebendige Monitoring-Akteure verstehen, deren Erfahrungswissen für die Organisationsentwicklung abschöpfbar ist.
Zentral ist Informations- und Ergebnistransparenz. Vor allem muss den Studierenden verdeutlicht werden, inwiefern sich bereits ergriffene Maßnahmen der Qualitätsentwicklung positiv auf das Studium ausgewirkt haben. Der Abbau von Informationshürden kann durch Informationsveranstaltungen gelingen oder indem Erfolgsgeschichten erzählt und Partizipation als berufsfördernder Faktor (Erhöhung von Berufschancen, Wissenszuwachs etc.) mobilisiert werden. Mit emotional gekoppelten Anreizen lässt sich langfristiges Engagement motivieren. So können bei besonderer Aktivität und Kontinuität zusätzliche Mitwirkungsrechte oder Gestaltungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Ebenso kann sich das Ausrufen eines Wettstreits unter den Studierenden als fruchtbar erweisen: Ideen für Qualitätsverbesserungsinitiativen werden periodisch gesammelt, sodann bewertet und die Ideen mit den potenziell größten Auswirkungen auf die Qualitätsentwicklung letztlich belohnt.
Für Studierende, die bislang nur spärlich bis gar nicht partizipativ aktiv sind, können prüfungswirksame Anerkennungen einen motivierenden Partizipationsfaktor darstellen. Aktive Teilnahmen an Qualitätsentwicklungsmaßnahmen kann als Studienleistung anerkannt und mit Leistungspunkt gratifiziert werden. Auch vergütete Stellen innerhalb des Qualitätsmanagements sind eine Anerkennungsform (Ditzel/Bergt 2013). Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Umsetzung von Maßnahmen regelmäßig zu dokumentieren und zu evaluieren, um Schlussfolgerungen und fundierte Entscheidungen für die Gestaltung künftiger Partizipationsangebote zu ermöglichen.
Beispiele und weiterführende Informationen
Haben Sie eigene Erfahrungen im Umgang mit spezifischen Problemsituationen der hochschulischen Organisationsgestaltung gemacht? Probleme, die in Reaktion auf die eigene Arbeit auftreten oder auch solche, die organisational immanent sind und durch die eigene Arbeit gestaltend bzw. moderierend bearbeitet werden können? Können Sie auf bewährte Lösungsansätze und Handlungsmuster zur Bearbeitung solcher Problemsituationen verweisen? Dann teilen Sie uns bitte Ihre Erfahrungen mit.
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