Der Nutzen von Lehrevaluationen wird als nicht aufwandsgerecht wahrgenommen …
Problembeschreibung
Lehrevaluationen gelten als Instrument der Qualitätssicherung in Studium und Lehre. Aus ihren Ergebnissen sollen entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden. Am verbreitetsten sind Evaluationen einzelner Lehrveranstaltungen; seltener werden auch solche ganzer Studiengänge durchgeführt. Das Instrument hat nicht alle Hoffnungen erfüllen können. Insbesondere konstatiert das wissenschaftliche Personal ein Missverhältnis zwischen (Zeit-)Aufwand und (Qualitäts-)Nutzen. Aus der Heterogenität der Studierendenschaft resultierten widersprüchliche Rückmeldungen, die sich nicht konsistent verarbeiten lassen. Zu beobachten sei ein Ungleichgewicht zwischen der Menge erhobener und tatsächlich verwendeter Evaluationsdaten. Entsprechend werden Kritiken hinsichtlich der Evaluationseffizienz formuliert, und die Motivation zur Teilnahme ist eher gering.
Lösung
Das wahrgenommene Missverhältnis zwischen Aufwand und Nutzen gilt es aufzulösen. Zunächst sind die Erwartungen an Lehrevaluationen auf das zu reduzieren, was diese realistischerweise leisten können: Feedback geben und ggf. das Gespräch über die Gestaltung von Lehre und Studium fördern. Dafür können Lehrevaluationen hilfreich sein. Verpflichtungen, sich daran zu beteiligen, wirken zwar zupackend, erzeugen aber keine bessere Lehre, sondern Frustrationen. Eine souveräne Hochschule setzt stattdessen auf Freiwilligkeit. Das heißt: Feedback-Funktion für Lehrende, die an Feedback interessiert sind. Da die Anliegen, die infolge von Lehrevaluationen bearbeitet werden, verhältnismäßig klein sind, muss auch der Aufwand dafür klein sein.
Lösungsbeschreibung
Es spricht einiges dafür, die Studierenden als Expert.innen für die Lehrbeurteilung zu akzeptieren. Denn zum ersten sind sie Expert.innen ihrer Situation als zu ‚Belehrende‘. Zum zweiten können Lehr‐Lern‐Prozesse – aufgefasst als zweiseitige Kommunikationsvorgänge – schlechterdings nicht durch allein eine beteiligte Seite, nämlich die der Lehrenden, umfassend eingeschätzt werden. Um die Lehrenden für freiwillige Lehrevaluationen zu motivieren, gilt es zunächst, den Lehrenden den Nutzen verständlich zu machen: Feedback erhalten und ggf. ein Gespräch über die Gestaltung von Lehre und Studium bekommen. Eine geeignete übersichtlich und kurz gestaltete Evaluationssatzung kann Auskunft über die zentralen Fragen geben: Warum ist Feedback wichtig? Was wird evaluiert? Wie wird evaluiert? Wer evaluiert? Was passiert mit den Ergebnissen?
Die Durchführung von Lehrevaluationen, von der Planung bis zu den Auswertungsberichten, ist als klassischer Supportprozess für Studium und Lehre zu verstehen. Folglich ist das Personal mit der eigentlichen Expertise für die Lehrevaluationsdurchführung das Hochschulmanagement – es sind nicht die Lehrenden selbst. Evaluationsbeauftragte oder ‐büros unterstützen bei der Durchführung von Lehrevaluationen, indem sie die Befragungsbögen bereitstellen und die Auswertungen vornehmen. Zur weiteren Entlastung kann auch elektronische Evaluations‐ und Umfragesoftware zum Einsatz kommen. Die Koordination aller Aktivitäten der Lehrevaluation in den Fachbereichen obliegt in der Regel dem Studiendekan. Sodann sind die Ergebnisse der Lehrevaluation auszuwerten und den Lehrenden zu Verfügung zu stellen. Damit lässt sich der verbreitet artikulierten Wahrnehmung bei Lehrenden, die Evaluationsergebnisse würden sie nicht erreichten, entgegenwirken. Sucht ein Lehrender, über die bloße Rückmeldung seiner Feedback-Ergebnisse hinaus, das Gespräch um Beratung zur Gestaltung seiner Lehre, ist das Angebot bedarfsorientiert auszurichten. Vermieden werden sollte, dass den Betreffenden standardisierte hochschuldidaktische Weiterbildungs- und Beratungsangebote oder Trainings aufgedrängt werden. Vor allem Professor.innen sind meist ausgeprägte Individualisten, die dementsprechend auch nur über individuelle Angebote zu erreichen sind.
Regelmäßig – z.B. einmal jährlich – werden dann die Effekte aus den Evaluationsaktivitäten über eine Berichterstattung transparent und damit erfahrbar gemacht – z.B. als Erfahrungsberichte in der Hochschulzeitschrift oder im Rahmen von Informationsveranstaltungen des Qualitätsmanagements.
Haben sie eigene Erfahrungen im Umgang mit typischen (spezifischen) Problemsituationen der Organisationsgestaltung gemacht? Probleme, die in Reaktion auf die eigene Arbeit auftreten oder solche, die der Organisation innewohnen und gestaltend bzw. moderierend bearbeitet werden können? Haben Sie bewährte Lösungsansätze oder Gestaltungsmuster zur Bearbeitung solcher Problemsituationen? Dann freuen wir uns, wenn Sie uns Ihre Erfahrungen mitteilen.
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